Augustinus als Ordensvater

Hl. Augustinus ( gemalt von Georg Winkler ) im Presbyterium der Cäcilienkirche in Regensburg, wo die Augustiner seit der Gründung der Pfarrei im Jahre 1921 bis 1.8.1987 wirkten.

Nach langem inneren Kampf gab Augustinus, im Alter von 33 Jahren seinen Lehrstuhl der Rhetorik an der Schule von Mailand auf und zog sich im Herbst 386 auf das Landgut des Verecundus, eines Mailänder Kollegen bei Cassiciacum zurück. Dort verbrachte er in Gemeinschaft mit seiner Mutter und einigen Freunden mehrere Monate in fruchtbarer geistiger und seelischer Tätigkeit. Anfangs der Fastenzeit 387 kehrte er nach Mailand zurück, um sich zusammen mit seinem Sohn Adeodatus und seinem Freund Alipius auf die Taufe vorzubereiten. Es besteht kaum ein Zweifel, daß er sie am Karsamstag desselben Jahres empfing.

Die Erfahrung des gemeinsamen Lebens mit gleichgesinnten Gottsuchern zu Cassiciacum hatte in ihm die Überzeugung geweckt, daß er berufen sei, in Gebet und Arbeit in klösterlicher Stille Christus zu dienen. Mit diesem Ziel vor Augen kehrte er nach Afrika zurück. Doch in Ostia starb seine Mutter. Dadurch verzögerte sich seine Heimkehr ein ganzes Jahr. Er verbrachte dieses Jahr in Rom sehr nutzbringend damit, daß er die Manichäer entlarvte und das Klosterleben in Rom kennenzulernen suchte. Nach seiner Ankunft in Thagaste gegen 388 gründete er mit einigen Freunden auf einem Besitz, den er von seinen Eltern geerbt hatte, eine Gemeinschaft von Laienmönchen. Von Thagaste aus verbreitete sich der Ruf seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit. Bei einem Besuch in Hippo Regius im Jahre 391 verlangte die dortige Christengemeinde einstimmig, daß er für ihre Geschäfts- und Hafenstadt zum Priester geweiht werde. Er empfing vom bejahrten Bischof Valerius die Priesterweihe und drei Jahre später die Bischofsweihe. Er war zunächst Hilfsbischof des Valerius, nach dessen Tod, wahrscheinlich im Jahre 396, wurde er Bischof von Hippo.

Dieses neue, verantwortungsvolle Amt verleitete Augustinus nicht dazu, sein Klosterideal aufzugeben. Bis zu seiner letzten Stunde lebte er treu nach seiner klösterlichen Lebensregel. Als Priester hatte er auf einem Teil des Kirchgartens, den ihm Valerius gegeben hatte, ein Kloster gebaut. Als Bischof benützte er sein Bischofshaus als Kloster, in dem er mit seinen Hausgenossen ein vollkommen gemeinsames Leben führte. In Augustinus dem Bischof bildete sich mehr und mehr die Überzeugung, daß Ordensleben und Priesteramt, die Kronen christlichen Lebens, zu einer Einheit verbunden werden könnten, die in der Kirche eine neue priesterliche Elite schaffen sollte. Da die Gemeinschaft am besten die geistige und seelische Ausbildung gewährleisten kann, war er der Ansicht, daß dies nicht nur ein Weg, sondern der einzig gangbare Weg für den Klerus sei.

Jahrhunderte später kam das Klosterideal Augustins zu voller Entfaltung, als zahlreiche Ordensgemeinschaften die Augustinusregel annahmen und eine militia Christi wurden, die die Frohe Botschaft den Armen verkündeten, besonders in den Städten, und das Evangelium in der neuentdeckten Welt predigten, den Glauben von Kanzel und Universitätslehrstuhl aus verteidigten, Schulen, Waisenhäuser, Krankenhäuser oder andere karitative Einrichtungen gründeten.

Den meisten Menschen gilt Augustinus als der große Denker, der der Philosophie, Theologie und dem ganzen geistigen Leben endgültige Richtung gegeben und die karitativ-soziale Seite im Leben der Kirche stark mitgeprägt hat. Man sollte jedoch seinen Beitrag zum Ordensleben der Kirche nicht übersehen, denn aus dieser Quelle schöpfte er Kraft für seine großen Leistungen. Das insbesondere ist unser kostbares Erbe.